Hypothyreose imitiert ....
02.08.2002 Aus der Sommerakademie der Aerztezeitung: Hypothyreose imitiert auch mal psychiatrische Krankheiten
Hypothyreose imitiert auch mal psychiatrische Krankheiten
Jeder zehnte depressive Patient hat latente Unterfunktion
Schilddrüsen-Unterfunktionen sollten bei jedem älteren Patienten ausgeschlossen werden, der psychiatrische Symptome wie Depressionen hat. Besonders bei Älteren besteht die Gefahr, Hypothyreosen als Altersdepression zu diagnostizieren.
Darauf macht Dr. Tom Bschor von der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin aufmerksam. Grund für eine solche mögliche Verwechslung von Hypothyreosen und Depressionen ist, daß viele Symptome bei beiden Erkrankungen vorkommen können. Das sind etwa Schwäche, Verlangsamung, Schläfrigkeit oder Lethargie Es gibt aber typische körperliche Symptome, die für eine manifeste Hypothyreose sprechen: etwa Gesichts- und Unterschenkelödeme, Bradykardie, trockene fahle Haut, struppiges Haar, verlangsamte Reflexe und Kälteintoleranz.
Zwar ist eine ausgeprägte Unterfunktion als Ursache einer Depression mit einer Inzidenz von weniger als einem Prozent selten, hat aber erhebliche therapeutische Konsequenzen, wie Bschor an einem Beispiel erläutert: Eine 50jährige Patientin wurde wegen schwerer wahnhafter Depressionen eingewiesen (FuP 327, 2002, 16). Doch dann stellte sich heraus, daß sie eine massive Hypothyreose mit einem TSH-Wert von 137 mU / l hatte. Ursache war eine nicht bekannte Hashimoto-Thyreoiditis. Mit L-Thyroxin verschwanden ihre Symptome rasch.
Häufiger sind latente Hypothyreosen: Jeder zehnte depressive Patient hat eine. Sie sind aber klinisch schwieriger zu entdecken. Deshalb sollte bei jedem älteren Menschen mit Depressionen der TSH-Wert bestimmt werden, so Bschor. Auch wenn bei erhöhtem TSH die Schilddrüsen-Hormonwerte im Normbereich liegen, sollte dennoch L-Thyroxin verordnet werden, empfiehlt er. Denn Depressionen sind bei Patienten mit latenter Unterfunktion schwieriger zu therapieren.